
Wie wollen wir leben?
Mit 78 Jahren äussert die Architektin Elisabeth Gärtner den Wunsch ihrem Leben ein Ende zu setzen. Seit ihr geliebter Ehemann vor drei Jahren nach langem Leiden an Krebs starb, ist ihr Lebenssinn verschwunden. Frau Gärtner, die weder unheilbar krank noch an starken Schmerzen leidet, beantragt bei ihrer Augenärztin und Vertrauensperson Dr. Brandt ein Rezept für eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital. Diese möchte allerdings aus ethischen Bedenken keine Beihilfe zum Suizid leisten. Seit einem Grundsatzentscheid des schweizerischen Bundesgerichts aus dem Jahr 2006 sind rechtliche Fragen zur ärztlichen Assistenz beim Suizid mehrheitlich geklärt. Natrium-Pentobarbital kann mit wenigen Ausnahmen auf Wunsch der Patient:innen ohne strafrechtliche Konsequenzen verschrieben werden. Der rechtliche Entscheid begünstigte seither einen über die Landesgrenzen bekannten liberalen Umgang mit Sterbehilfe. Doch ethische und moralische Bedenken und Zweifel bleiben bestehen. Erst diesen Frühling hat der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) ihre Richtlinien für den Umgang mit ärztlich assistierter Suizidhilfe überarbeitet und neu definiert. Die Richtlinien sind weit enger gefasst als die rechtlichen Bestimmungen, bieten aber laut FMH Klarheit in Bezug auf medizin-ethische Fragen. Sterbehilfeorganisationen wie Exit äussern hingegen grosse Bedenken und kritisieren, dass die neuen Richtlinien Suizidhilfe massiv erschweren würde.
Vor diesem Hintergrund spielt das Stück «Gott» von Autor und Jurist Ferdinand von Schirach. In einem fiktiven Ethikrat streiten juristische, medizinische und theologische Sachverständige über das kontrovers diskutierte Thema. Sollen Ärzt:innen beim Suizid helfen? Ist ärztliche Suizidhilfe auch im Falle eines gesunden Menschen richtig? Hat der Mensch ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben? Wem gehört unser Leben? Wer entscheidet über unseren Tod?
Auf die Bühne gebracht wird das Stück von der Bündner Regisseurin Barbara David-Brüesch. Die deutsche Fassung hat sie in Zusammenarbeit mit Jonas Bernetta auf die spezielle Situation der Schweiz angepasst und aktualisiert. Wie beim Welterfolg «Terror» hat auch in «Gott» das Publikum das letzte Wort.
Am Ende der Sitzung in den eigens auserwählten Spielorten entscheiden Sie als Teil des fiktiven Ethikrates, ob Frau Gärtner Natrium-Pentobarbital verschrieben werden soll oder nicht.
Mit:
Heidi Maria Glössner
Kurt Grünenfelder
Manuel Herwig
Marco Luca Castelli
Nikolaus Schmid
Rebecca Indermaur
Tonia Maria Zindel
Vera Bommer
Mara Miribung
Michael Flury
Produktionsleitung, Gastspiele, Abendleitung: Roland Amrein Technische Leitung, Lichtkonzept: Roger Stieger Dramaturgie: Jonas Bernetta Kostüm: Sabine Blickenstorfer Video: Georg Lendorff Maske: Annina Schmid Medien, Social Media: Rinaldo Krättli Grafik: Murezi Michael
© Bilder: Mayk Wendt
Aufführungen:
30.9.2022 im Grossratssaal in Chur
1.10.2022 im Grossratssaal in Chur
22.10.2022 in der Aula der Schulanlage in Ilanz
29.10.2022 im Kongresszentrum in Davos
19.11.2022 im Grossratssaal in Chur
20.11.2022 im Grossratssaal in Chur ZUSATZVORSTELLUNG
29.1.2023 in der Brigitte & Henri B. Meier Concert Hall, Hotel Laudinella in St. Moritz
https://www.gott-theater.ch